Zusammenfassung Vortrag bei Campixx 2021
Bei der Campixx 2021 hat Maximilian D. Muhr sich Parteien vorgenommen bzw. deren digitale Kompetenz und auf seine unterhaltsame Art das Publikum zum Lachen und Staunen gebracht, aber auch zum Kopfschütteln. In seinem Vortrag „Parteien zur Bundestagswahl und SEO“ hat er den technischen Status quo der Parteien-Webseiten auseinandergenommen, grobe SEO-Fails identifiziert und den Vortrag mit unterhaltsamen Videos gespickt. Besonders rege wurde im Anschluss diskutiert, warum deutsche Parteien in ihrer Digitalkompetenz so schlecht aufgestellt sind.
Recaps und Erwähnungen des Vortrags
Im Recap von Michael Brumm auf projecter.de steht zu dem Vortrag:
„Da ich mich selbst im letzten Jahr mit einem Vortrag zu Political SEO beworben habe, war ich besonders gespannt, wie sich Maximilian Muhr von everdrop dem Thema widmen würde. In seinem Vortrag „Parteien zur Bundestagswahl und SEO“ nahm er vor allem den technischen Status quo der Parteiseiten auseinander, identifizierte einige grobe SEO Fails und spickte seinen Vortrag mit unterhaltsamen Videos. Besonders anregend war die Diskussion im Anschluss, bei der es unter anderem darum ging, warum deutsche Parteien in ihrer Digitalkompetenz so schlecht aufgestellt sind.“
Johan von Hülsen ist Geschäftsführender Gesellschafter bei Wingmen und schrieb im Wingmen Newsletter Nr. 66 über den Vortrag:
„Max hat einen erwartbar launigen Vortrag gehalten. Das bietet sich bei den Seiten der im Bundestag vertretenen Parteien auch an. Denn egal wohin man schaut: Fehler, Fehler, Fehler. Wahrscheinlich kann kein SEO eine Parteien-Website ansehen, ohne einen leichten Heulkrampf zu bekommen. Keine Partei bekommt auch nur ansatzweise die Basics richtig hin.
Ich bin in diesen Vortrag allerdings nicht wegen des Parteien-Bashings gegangen, sondern weil ich doch ein wenig Erfahrung mit Politik und politischer Öffentlichkeitsarbeit habe und dachte ich könnte etwas zum „warum sehen die Seiten so aus“ beitragen.
Welche Fehler hat Max gefunden?
Ich liste das nur grob auf, damit Du eine Vorstellung davon hast, wie übel die Situation ist:
• Server regelmäßig down
• Hoher Anteil von Links auf Fehlerseiten (insbesondere auch bei wichtigen Conversion-Elementen)
• Kaputte Canonicals, Weiterleitungen, Parameter (schaut beispielsweise mal auf die Startseite der FDP)
• Interner Nofollow, obwohl Zielseite aus guten Gründen indexierbar
• Fehlende Alt-Attribute (Accessibility und Inklusion‽)
• Dateien hinter Login frei verfügbar
• Ladezeiten
• Aggressiv beworbene Channels (Telegram) auf denen dann wochenlang im Wahlkampf nichts gesendet wird
Ein Fehler, den Max zelebriert hatte: Die SPD hat die Möglichkeit eine Plakatwand zum Wahlkampf zu sponsorn. Allerdings ist das Modul kaum benutzbar. Kämpft man sich dann durch den Checkout (den sicher noch kein Conversion-Optimierer gesehen hat), dann gibt es nur eine Zahlungsmethode: Lastschrift. Bei Abschluss der Buchung wird man informiert, dass man eine Widerrufsfrist von 8 Wochen hat. Man kann seine Zahlung also auch nach Erhalt der Leistung widerrufen. Das kann größere Probleme verursachen, ist aber nur eine Randnotiz bei der schlechten Bedienbarkeit der Seite.
Dazu kommt (von Max weniger ausgewälzt): Kaum lesbarer Content. Parteien veröffentlichen fast alles im Pressemitteilungsstil. Jedem Freund der Conversion-orientierten, klaren Sprache wird da das Lesen der Inhalte unmöglich gemacht.
Warum sind denn die Seiten so schlecht?
Aufgrund meiner Vergangenheit im PolitCamp fühlte ich mich berufen noch mal einen Blick auf das Warum zu richten. Denn die launische Zustandsbeschreibung von Max war zwar unterhaltsam und SEO-seitig interessant, aber irgendwie ist der Zustand auch demotivierend.
In der Diskussion haben wir ein paar Punkte als Erklärungsansätze herausarbeiten können:
• Konzernstrukturen, aber aufgrund der demokratischen föderalen Struktur ohne Durchsetzungsmacht
• ständige Wechsel von Themenschwerpunkten und Personal
• klassische Kampagnendenke und kurzfristige Aktionen
• Streit um Schwerpunktsetzung
• Schwierigkeiten mit Freigabeschlaufen
• Mangel an Awareness
• Mangel an konkret definierten (und priorisierten) Zielen
Insgesamt sind Parteien auch keine einfachen Kunden. Viele Ansprechpartner (mit geringer Fachtiefe), hohe Ansprüche und geringe Budgets, das ist eigentlich keine besonders großartige Ausgangsposition.“
Zweite Version des Vortrags
Der gleiche Vortrag wurde auch in einer zweiten Version live aus München aufgezeichnet. Hier das Video:
Schreibe einen Kommentar